Gottesdienst zum Start der Motorradsaison

Laut knatternde Motorräder und die Kirche – das passt im Kopf irgendwie nicht so richtig zusammen. Das sehen die Teilnehmer des Biker-Gottesdienstes im hessischen Gründau anders. Seit 43 Jahren schon veranstaltet der Verband Christlicher Motorradfahrer einen evangelischen Gottesdienst zum Auftakt der Motorradsaison – dieses Mal, sagen wir mal, bei sehr durchwachsenem Wetter.

Sonne, Regen, Schnee – an diesem Sonntag war so ziemlich jedes Wetter dabei. Für die Biker aber kein Hindernis, die Motorrad-Saison einzuläuten. Koblenz, Montabaur oder Darmstadt – sie kommen von überall her.
Christine, Bikerin aus Koblenz
„Gefährlich war es zu keinem Zeitpunkt, aber es wurde halt etwas schwierig durchs Visier zu gucken, das war hinterher etwas herausfordernd.“
Lothar, Biker aus Darmstadt
„Jetzt wie man sieht, es ist trocken, ich denke der Chef da oben, das muss auch ein Biker gewesen sein.“
Wegen dem Chef da oben sind sie nach Gründau gekommen – und wegen ihm: Thorsten Heinrich. Er ist evangelischer Motorrad-Pfarrer für die beiden Landeskirchen Kurhessen-Waldeck und Hessen-Nassau. Zum heutigen Gottesdienst ist er mit seiner E-Harley angereist.
Thorsten Heinrich, Pfarrer und Motorradfahrerseelsorger
„Die Menschen hier, die wollen Gott feiern. Die wollen einen richtig schönen Gottesdienst miteinander feiern mit geiler Musik und einer ansprechenden Predigt, die ihre Lebenswelt trifft auf dem Motorradfahren, die sie ernst nimmt mit ihren Ängsten und Sorgen und sie wollen natürlich auch anderen begegnen, die das gleiche Hobby ausüben.“
Schon seit 13 Jahren hält Thorsten Heinrich den Biker-Gottesdienst zum „Anlassen“, also dem Start der Motorrad-Saison. Für die Biker hier eine Muss-Veranstaltung.
Frank, Biker aus Koblenz
„Ohne das Anlassen machen wir keinen Meter auf diesen Straßen, weil einfach so ein bisschen göttlicher Beistand beim Motorradfahren bestimmt keine schlechte Idee ist. Er ist Biker, er weiß, wovon er redet und die Predigten sind nie langweilig.“
Lothar, Biker aus Darmstadt
„Ich bin eigentlich aus der Kirche ausgetreten, aber es ist für mich eine Bedeutung, das Ganze immer mitzumachen.“
Es ist das letzte Mal, dass Thorsten Heinrich als Pfarrer den Gottesdienst leitet, die Stelle wird durch die Landeskirchen nicht weiter bezahlt. Schluss soll mit dem Gottesdienst der besonderen Art trotzdem nicht sein – Thorsten Heinrich will auf ehrenamtlicher Basis weiter machen. Damit seine Biker-Schäfchen nicht ohne Segen den Frühling und Sommer auf ihrem Motorrad genießen müssen.