Hilfe für Kambodscha – Der plastische Chirurg Klaus Exner

„Anderen Menschen helfen“ – das ist das Motto von Dr. Klaus Exner aus Königstein im Taunus. Der plastische Chirurg reist schon seit Jahrzehnten in Entwicklungsländer, um betroffene Patienten kostenlos zu operieren – und ihnen so ein besseres Leben zu schenken. Sein mittlerweile sechzigster Auslandseinsatz führte ihn jetzt nach Kambodscha.

Der Moment, auf den der kleine Chen lange gewartet hat. Der Dreijährige wird ins Sonja Kill Memorial Krankenhaus in Kampot eingeliefert. 150 Kilometer südlich von Kambodschas Hauptstadt Pnom Pen. Seit der Geburt hat er Klumpenhände, eine Fehlbildung am Unterarm, durch die er kaum greifen kann. Das Team um Klaus Exner möchte ihm helfen. Nach der Untersuchung können die Ärzte ihm im Operationssaal zumindest eine Hand wieder richten.
Nur eine von insgesamt 40 Operationen, die das zehnköpfige Team aus Hessen beim zweiwöchigen Einsatz durchführt.
Auch die Fotografin Karsta Weber ist mit dabei, um ihn zu dokumentieren. Meist geht es um Verbrennungen, Fehlbildungen oder Verletzungen. Ein schweißtreibender aber wichtiger Einsatz, bei 36 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Das Kinderkrankenhaus ist weit und breit das Einzige. Dazu ist Kambodscha eins der ärmsten Länder in Südostasien. Ein Drittel der Menschen lebt in extremer Armut. So ist auch die medizinische Versorgung nicht so gut wie in Deutschland. Daher operiert das Team nicht nur, die Ärzte bilden ihre Kollegen aus Kambodscha auch weiter.
Für Klaus Exner aus Königstein ist es mittlerweile der 60. Auslandseinsatz als plastischer Chirurg. Zusammen mit dem Verein pro interplast aus Seligenstadt hilft er in Paraguay, Tansania und zuletzt auch in der Ukraine. Für sein humanitäres Engagement wird er vergangenes Jahr mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Dem kleinen Chen geht es ein paar Tage nach der OP wieder besser. Bis er wieder greifen kann, wird aber noch einige Zeit vergehen.
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Eva Dieterle, Moderatorin:
Und von pro interplast begrüße ich jetzt bei mir Dr. Klaus Exner. Guten Abend! Schön, dass Sie hier sind.
Dr. Klaus Exner, Facharzt für Plastische Chirurgie:
Guten Abend.
Dieterle:
Sie sind frisch aus Kambodscha zurückgekehrt und im Gepäck wahrscheinlich auch das gute Gefühl, dem kleinen Chen geholfen zu haben. Wie schwierig war denn die Operation vor Ort oder mit was waren Sie konfrontiert?
Exner:
Ja, der Chen hat einen angeborenen Fehler an beiden Händen. Das sind Klumphände. Die Hände stehen ganz stark nach innen gebogen, die Unterarme sind ganz kurz, es fehlt ein Knochen. Und wir haben ihn operiert, damit er die Hand wieder gestreckt bekommt. Dabei muss man natürlich darauf achten, dass der Ellenbogen, die Schulter beweglich sind, damit man nicht nur technisch was verbessert, sondern auch seine Funktion verbessert. Unser Orthopäde, der Michael Schmidt aus Frankfurt, hatte schon vorbereitet, diese entsprechenden Metallteile, mit denen man den Unterarm dann von beiden Seiten schient und dann langsam mit einem Schraubsystem die Hand streckt. Das muss ja ganz langsam gehen, damit nicht nur der Knochen, sondern auch die Sehnen, die Nerven langsam gedehnt werden.
Dieterle:
Ist das dann, dass sie ihm Lebensqualität damit zurückgeben können, auch so was wie eine Belohnung für Sie und für Ihr Team, die Sie ja doch auch anstrengenden Auslandseinsätze dann zu machen?
Exner:
Klar, das ist ja unser Ziel, zu reisen, erst mal Kindern oder auch mal Erwachsenen – diesmal waren es nur Kinder in dem Krankenhaus in Kambodscha -, dass wir denen helfen. Jetzt ist es sozusagen eine Individualhilfe. Und natürlich sind wir froh, wenn wir mit unseren Techniken dann auch gleich Ergebnisse sehen. Bei solchen orthopädischen Problemen dauert es natürlich eine Zeitlang. Er hat jetzt so ein Schraubgestänge, mit dem langsam der Arm wieder gerade gedehnt wird. Da müssen ja auch die Weichteile, die Haut, die Sehnen, die Nerven, das muss ja alles ganz langsam gedehnt werden. Und er schraubt oder seine Eltern schrauben jetzt an diesen Schräubchen. Und wir haben regelmäßig Videoschaltungen nach Kambodscha, um zu sehen, ob alles so läuft, wie es gedacht ist.
Dieterle:
Sie sind im Taunus Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie. Wie sehr unterscheidet sich denn das, was Sie in der Heimat machen, von dem, was Sie dann auch im Ausland tun, auch von den Umständen?
Exner:
Nun, in Deutschland ist plastische Chirurgie ja auch ein etwas größerer Teil ästhetische, also sogenannte Schönheitschirurgie. Aber wir haben, ich komme ja aus dem Marcus Krankenhaus Frankfurt, mein Chef Lemperele hat diesen Verein Interplast gegründet. Wir hatten immer ein sehr großes Spektrum, also auch angeborene Fehler. Wir machen im Grunde genommen die gleichen OP-Techniken, aber halt mit dem Schwerpunkt schwere angeborene Fehlbildungen. Verbrennungsfolgen, diese schweren Kontrakturen oder Blutschwämme, alles mögliche, was uns dort begegnet, können wir mit unseren Operationstechniken behandeln.
Dieterle:
Und sie bilden auch aus vor Ort.
Exner:
Das ist einfach auch ein ganz wichtiges Ziel, gerade in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, dass wir nicht nur einzelne Patienten versorgen, sondern das Ziel ist, die Qualität der Versorgung in so einem Land, wo das noch sich entwickelt, wie in Kambodscha eben, dass wir da die Qualität verbessern mit unseren Einsätzen. Also gleichzeitig einzelnen Kindern helfen, aber auch dafür sorgen, dass die Ärzte und die Schwestern, Pfleger vor Ort von der Qualität her uns bald das nachmachen können.
Dieterle:
Die nächsten Einsätze sind schon geplant, auch Kambodscha steht noch mal auf ihrem Plan. Was brauchen Sie denn, um diese wichtige Arbeit vor Ort auch leisten zu können?
Exner:
Ja, erst mal braucht man natürlich ein gutes Team vor Ort, Ärzte und auch andere Kräfte, die für die Patienten sorgen, die dafür sorgen, dass wir beim nächsten Mal schon wieder vorher wissen, was zu versorgen ist. Und wir brauchen natürlich unsere großherzigen Spender hier in Deutschland, die eben pro interplast oder Interplast Spenden geben. Denn nur so lässt sich so eine Reise finanzieren.
Dieterle:
Das kann man tun auf der Homepage www.pro-interplast.de. Herr Exner, vielen Dank für Ihr tolles Engagement und vielen Dank für den Besuch heute hier.
Exner:
Vielen Dank, dass Sie sich dem Thema widmen.