Immobilienbranche in der Krise

Die Krise im Wohnungsbau spitzt sich immer weiter zu. Statt der von der Bundesregierung anvisierten 400.000 neuen Wohnungen im Jahr wird einer aktuellen Studie zufolge in diesem Jahr wohl weniger als die Hälfte auch wirklich gebaut – Tendenz weiter stark sinkend. In der Folge drohen nun sogar Massenentlassungen am Bau. Woran das liegt und wie sich der Negativtrend vielleicht noch aufhalten lässt – darum ging es bei einem Treffen von Baubranche und Politik in Bad Vilbel.

Die Baubranche steckt in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Allein im Februar ist die Zahl der Bauanträge noch einmal um satte 20 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen: Die Branche befindet sich im freien Fall. Dabei würde etwa die Vonovia, mit einem Bestand von rund 620.000 Wohnungen der Platzhirsch am deutschen Wohnungsmarkt, eigentlich gerne bauen, bauen und nochmals bauen: Doch das sei in Deutschland gerade ausgesprochen schwierig.
Daniel Riedl, Vorstandsmitglied Vonovia
„Wir brauchen günstigere Grundstückspreise. Wir brauchen niedrigere Baukosten. Wir brauchen Förderbedingungen, die tatsächlich stabil sind. Entweder die Zinsen für Investoren attraktiver machen oder Eigentum entsprechend fördern. Diese Rahmenbedingungen bräuchte es, damit wir tatsächlich mehr bauen können.“
Aus Sicht der Bauwirtschaft ist die Sache klar: Die Krise ist hausgemacht – und die Schuldigen sitzen in Berlin. Und so entwickelt sich Daniel Föst ganz nach dem Motto „Mitgehangen, mitgefangen“ zum Buhmann der Diskussionsrunde: Als baupolitscher Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion muss er für die Fehler der Ampelregierung den Kopf hinhalten – schiebt den schwarzen Peter aber lieber weiter.
Daniel Föst (FDP`), Baupolitischer Sprecher Bundestagsfraktion
„Ich will mich da jetzt nicht rausreden, aber der Bund redet mit beim Bauen, die Länder reden mit beim Bauen, die Kommune genehmigt das Bauen. Es müssen sich alle drei Ebenen des Staates am Riemen reißen. Wir versuchen auf Bundesebene möglich zu machen, was möglich ist.“
Sehr konkret wird er dabei allerdings nicht – im Gegensatz zu Gitta Connemann. Für die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion bedeutet Wohnen mehr als nur ein Dach über dem Kopf: Wohnen sei immer auch ein Wohlstandsversprechen.
Gitta Connemann (CDU), Vorsitzende Mittelstands- und Wirtschaftsunion
„Die Ampel nimmt den Traum vom Eigenheim. Diejenigen, die eines haben, sehen es bedroht durch absurde Gesetze wie das Heizungsgesetz. Und die, die bauen wollen, sehen sich auf einmal über Nacht um Förderung gebracht. Und Bauen braucht auch Zuversicht und Verlässlichkeit.“
Insgesamt sei nun weniger Ideologie und mehr Pragmatismus gefragt: Etwa, indem man das Bauen durch niedrigere Standards beim Schall- und Lärmschutz und einfachere Planungsverfahren wieder günstiger mache.
Thomas Reimann, Präsident Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen
„Wir wissen alle sehr wohl in der Bauwirtschaft, wie Bauen funktionieren kann. Ich erkenne momentan keine Ansätze dieser Koalition, dass jetzt schnell Vertrauen in den Markt zurückkehrt. Ich hoffe, dass wir bald einen Wechsel haben und dass es dann zu Veränderungen kommt und dass dann auch das Vertrauen in das ganze System zurückkehrt.“
Dafür brauche es vor allem klare Regeln und kein ständiges Hin und Her wie derzeit bei der Ampelregierung. Die Baubranche sei jedenfalls bereit für blühende Wohnlandschaften zu sorgen – wenn nur die Bedingungen stimmten.