Mehr Deutschunterricht in Grundschulen

In der letzten PISA-Studie haben die deutschen Schüler so schlecht abgeschnitten wie noch nie. Vor allem beim Lesen mangele es den Schülern an Kompetenz. Das will die hessische Landesregierung ändern und hat eine große Deutschoffensive an den Schulen gestartet. Das neueste Projekt: mehr Deutschunterricht für Dritt- und Viertklässler.

Gemeinsam lesen, auf Geschwindigkeit lesen, sich gegenseitig etwas vorlesen. Durch diese verschiedenen Methoden sollen die Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule in Hünfelden-Dauborn lernen, Texte sprachlich zu erfassen und zu präsentieren. Ab sofort haben hier alle dritten und vierten Klassen sieben statt wie bisher sechs Wochenstunden Deutschunterricht. Diese nutzen die Lehrer, um vor allem die Lesekompetenz der Schüler zu stärken.
Judith Lehnert, Leiterin Freiherr-vom-Stein-Schule Hünfelden-Dauborn
„Wir können jetzt in dieser siebten Deutschstunde ganz intensiv und sehr differenziert auch nochmal auf die verschiedenen Lesefähigkeiten eingehen. Mit diesen Lesetandems, Lesesportler, Lesefitness die Kinder nochmal erneut motivieren und mit den neuen Materialien nochmal richtig zum Lesen verlocken.“
Die Freiherr-vom-Stein-Schule ist eine von 16 Grundschulen in Hessen, die die Umstellung auf mehr Deutschunterricht testen. Dafür fällt eine der beiden Englischstunden weg. Das aber sei vertretbar, findet der hessische Bildungsminister, früher selbst Englischlehrer.
Armin Schwarz (CDU), Bildungsminister Hessen
„Deutsch ist die Grundlage für eine erfolgreiche Schulkarriere, Deutsch ist die Grundlage dafür, dass man sich in der Gesellschaft wohlfühlt. Insofern: Bei aller Internationalität, die wir mittlerweile an Schulen erleben, aber auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass innerhalb der letzten zwölf Monate über 50.000 Kinder mit Migrations- und Fluchthintergrund im hessischen Schulsystem aufgenommen worden sind, habe ich die Entscheidung getroffen, dass wir diese ganze Thematik Deutschförderung wirklich voranstellen und hohe Priorität hat.“
Vorerst läuft das Pilotprojekt bis Ende dieses Schuljahres.
Judith Lehnert, Leiterin Freiherr-vom-Stein-Schule Hünfelden-Dauborn
„Ich könnte mir auch vorstellen, dass wir das in Klasse drei und vier weiter fortführen, wenn sich denn jetzt am Ende dieses Vierteljahres jetzt auch bestätigt, dass diese Fördermethoden eben auch wirkungsvoll sind. Also es wird so einen Eingangstest noch geben, einen Prätest und am Ende des Schuljahres auch nochmal einen Test, um die Entwicklung einfach auch zu betrachten.“
Sollte sich zeigen, dass die zusätzliche Deutschstunde zu einem deutlichen Lernzuwachs führt, möchte die Landesregierung das Programm im kommenden Schuljahr auf weitere hessische Schulen ausweiten. Die Teilnahme aber bleibt freiwillig. Verpflichtend für alle Grundschulen wird die Einführung einer zusätzlichen Unterrichtsstunde in Deutsch für Schüler der zweiten Klasse.